Oh Deutsche Sprache, quo vadis?

Die „Pforzheimer Zeitung“ hat mit dem unten stehenden Artikel einen unlösbaren philosophischen Disput in mir entfacht. Ein gordischer Knoten, den aufzulösen mir nicht gelingt. Wer verweis(t) mich an eine Stelle, die den Knoten vermag zu durchschlagen? Bitte teilen Sie mich darauf hin (Komma oder komma net?) dass meine ganzen geschriebenen Zeilen inhaltslos sind. Wenn sie mir das erklären können oder aufschreiben oder aufmalen oder konstruieren oder über Sozialen (sind die schon so groß, dass das ein Eigenname ist?) Netzwerken. (Den Rest des Satzes dürfen sie frei interpretieren)

Meine Alarmglocken schrillen, sie lassen mich nicht mehr schlafen. Wenn in schlechtem Deutsch verfasste Nachrichten Fake-News sind, was ist dann mit der dem Artikel zugrunde liegenden WhatsAPP-Nachricht, die auch mich erreichte? Wenn der Artikel, ob seines teils grausigen Deutsch, tatsächlich eine Falschmeldung ist, ist dann die WhatsAPP-Nachricht doch wahr? Muss ich mir jetzt doch Sorgen machen?

Nach genauerem Studium der Nachricht fällt mir auf,  dass der kleine martinelli mein Telefon hackt. Vielleicht sollte ich es nicht in meiner Hosentasche tragen, wer weiß, was er mir da noch so abhackt. Andererseits kann er das eigentlich nicht mehr, denn wenn martinelli ein Telefon gehackt hat, kann er ja nicht mehr repariert werden. Dann funktioniert er nicht mehr. Oder hat er noch gar kein Telefon gehackt? Warum sollte er sein Leben ausgerechnet bei meinem Telefon  aushauchen?

Fragen über Fragen, aber keine Antworten weit und breit. Jedenfalls werde ich morgen mein Telefon in den Tresor schließen, den schafft der kleine martinelli bestimmt nicht aufzuhacken. Und wenn ich übermorgen noch nicht verstümmelt bin, hole ich es wieder heraus. Denn er kommt ja nur morgen, nicht heute noch, oder vielleicht übermorgen, oder nächstes Jahr. Er folgt den seltsamen Ankündigungen immer genau ein Tag danach, bei mir, bei allen anderen, in ganz Deutschland, und, wie man liest, sogar über Landesgrenzen hinweg.

Zur Sicherheit werde ich mir ein zweites Telefon mit einer anderen Nummer zulegen. Und diese Nummer bekommt die eine Hälfte meiner Bekannten und Verwandten, die andere Hälfte kennt  nur die alte Nummer. Dann ist es unwahrscheinlicher, dass ich auf beiden Telefonen gleichzeitig, also am selben Tag, diese Nachricht bekomme, kann das Telefon mit der unheilvollen Ankündigung am Tag danach im Tresor lassen – und mit dem anderen ganz beruhigt telefonieren und „whatsAPPen“, wenn auch nur mit der jeweiligen Hälfte.

Macht nichts, dann hab ich mehr Zeit zum Schreiben inhaltsloser Nachrichten.

Liebe Grüße, schlaft trotz dieser Horrormeldung gut,

Euer Reti 😉

 

 

Schulnoten abschaffen?

Was sind eigentliche diese Schulnoten
Welche Kritik gibt es an den Schulnoten?
Sollten Schulnoten abgeschafft werden?
Fazit?

Die Diskussion ist wahrscheinlich so alt wie die Schule selbst, vielleicht in der Sache sogar schon viel älter. Aber auf die Historie, auf die Meinungen in früheren Zeiten will ich hier gar nicht eingehen, sondern meine Betrachtungsweise aufzeigen.

Was sind eigentlich diese Schulnoten?

Nun, zunächst einmal sind es möglichst objektive Bewertungen. Sie zeugen davon, wie gut der Schüler zu einem bestimmten Zeitpunkt einen in einem vorherigen Zeitraum vom Lehrer gelehrten Stoff beherrscht. Nicht weniger, aber auch nicht mehr! Die Objektivität ist ein wesentlicher Stützpfeiler von Benotungen, von Leistungsbewertungen ganz allgemein.

Welche Kritik gibt es an den Schulnoten?
  1. Die Objektivität ist auch eine der großen Schwächen des Benotungssystems. Ist es in rein logischen Fächern wie Mathematik oder Physik prinzipiell noch recht leicht, die Leistungen objektiv zu bewerten (Ausnahme siehe unten), wird es dann schwierig, wenn es um Äußerungen, Darstellungen und Diskussionen in geisteswissenschaftlichen Fächern geht. Denn selbst der bemühteste Lehrer hat eine eigene Meinung. Der Schüler hat aus seinem nicht so großen, vielfach noch naiven Erfahrungsschatz, aus seiner Familie und seinem Umfeld oft eine andere Meinung. Diese so darzustellen, dass sie dem Lehrer schlüssig und nachvollziehbar erscheint, ist nicht immer einfach.
    Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich berichten, dass ich in Geschichte (mit großem sozialwissenschaftlichem Anteil) viel mit meinem Lehrer diskutiert habe, oft kontrovers. Wichtig war damals für mich, dass ich einen Gegenpart (den Lehrer) hatte, auf dessen Argumente ich eingehen, sie entgegnen konnte. Auch wenn wir die Meinungsverschiedenheiten nicht ausräumen konnten, die Diskussionen waren sachlich, auf menschlicher Ebene verstanden wir uns hervorragend. Diese Diskussionen empfand der Lehrer als gut durchdachte Beiträge meinerseits, und so bekam ich für die mündliche Mitarbeit grundsätzlich mindestens ein „Gut“. Bei Klausuren fehlte mir der Gegenpart, fehlten mir die Gegenargumente, anhand derer ich meine Position besser darstellen konnte. Meine in der Klausur geäußerte Meinung war für ihn nicht schlüssig, in seinem Denken, nach seiner Meinung falsch, weswegen er die schriftlichen Arbeiten grundsätzlich mit „Ausreichend“ oder „Mangelhaft“ bewertet hat. Hier ist ein deutliches Manko in der Benotung zu sehen.
  2. Die erste Zäsur im Leben des Schülers ist der Übertritt von der Grund- in die weiterführende Schule. Klare Regeln, sprich Notendurchschnitt, liegen der Empfehlung der „optimalen“ Schulform zugrunde. Der Schüler als Person, als Persönlichkeit, als Mensch mit Empfindungen, Problemen, Stärken und Schwächen wird auf die Schulnoten reduziert. Die tatsächliche Leistungsfähigkeit, die wirklich vorhandene Intelligenz, ist aber von vielen Faktoren abhängig.
  3. Schulnoten bestimmen unser Leben. Wer gute Noten hat, wird als leistungsfähiger, intelligenter eingestuft, bekommt bessere Jobs, verdient mehr Geld. Diesem Grundgedanken folgend erwarten die meisten Eltern von ihren Kindern, dass sie gute bis sehr gute Noten mit nach Hause bringen. Leider ist es immer noch in vielen Familien so, dass die Kinder hart, teilweise sogar mit Prügel, bestraft werden, wenn die Noten nicht gut genug sind, wobei manche Eltern die Latte sehr hochlegen und alles was schlechter als „Gut“ ist mit deutlichem Missfallen quittieren.
Sollten Schulnoten abgeschafft werden?

Wenn man meine drei Haupt-Kritikpunkte liest (es gibt natürlich noch mehr, die ich aber für untergeordnet halte), kommt man wohl zu dem Schluss, dass Schulnoten nicht gerecht sind. Sie ziehen ungerechtfertigte Strafen nach sich, können die Karriere nicht nur positiv, sondern auch negativ beeinflussen, sind nicht immer objektiv, manchmal sogar ungerechtfertigt.

Dennoch halte ich Schulnoten für grundsätzlich notwendig und richtig, der Rahmen müsste meines Erachtens geändert werden.

Die Noten geben dem Schüler eine Möglichkeit sich selber einzuschätzen. Wo liegen meine Stärken, wo liegen meine Schwächen? Das sollte wiederum von Eltern und Lehrern dazu genutzt werden, die Stärken, die Talente des Kindes zu fördern. Fast niemand kann in allen Fächern immer gut sein. Und das sollten alle an der Erziehung Beteiligten einsehen.

Anhand der Schwächen kann man oft Signale wahrnehmen, die auf ein Problem des Kindes hinweisen. Ein intelligentes Kind, zumal wenn es das AD(H)S hat, bleibt ohne die entsprechende Förderung weit hinter seinen eigenen Möglichkeiten zurück, wird frustriert, es wird ihm immer langweiliger, weil es gefordert werden will, und schafft manchmal kaum den Hauptschulabschluss.
Ich weiß, wovon ich spreche. Auch mein Abgangszeugnis der Grundschule hätte unter normalen Bedingungen vielleicht gerade mal für die Realschule gereicht. Obwohl ADHS damals noch nicht bekannt war, wusste mein Vater, er war selber Lehrer, instinktiv, dass ich gefordert werden muss. Nicht mit Gewalt, sondern auch mit der Erfahrung, dass nicht alles klappt, dass ich auch manchmal lernen muss. Er setzte durch, dass ich ins Gymnasium kam, wo ich mit achtzehn erfolgreich mein Abitur machte.
Meines Erachtens sollten die Kinder am Ende der Grundschulzeit nicht nur pauschal nach den Zeugnisnoten beurteilt werden. Das Gesamtverhalten sollte Aufschluss darüber geben, was die Noten beeinflusst, und ein objektiver Intelligenztest kann aufzeigen, welche weiterführende Schule geeignet ist – natürlich immer im Gesamtkontext der Persönlichkeit des Kindes. Das kann nicht Aufgabe der Lehrer sein, hier sind kompetente Schulpsychologen gefragt.

Als Beispiel für die Unterschiede des Lernverhaltens von Kindern unterschiedlicher Intelligenz beschreibe ich ein eigenes Erlebnis. Im neunten Schuljahr hatten wir einen Mathelehrer, der eigentlich an der Universität lehrte und nur quasi als Aushilfe den Lehrermangel überbrückte. Entsprechend hielt er eher Vorlesungen als einen den Schülern zugewandten interaktiven Unterricht. Es hagelte erwartungsgemäß schlechte Zensuren, ich war aber einer von drei Schülern, die ein klares „Sehr Gut“ auf dem Zeugnis bekamen. Ich selber und ein weiterer Mitschüler hatten sonst immer ein „Gut“, der Dritte war immer mit einem „Sehr Gut“ nach Hause gegangen.
Im nächsten Jahr bekamen wir einen jungen Lehrer, der die schwächeren Mitschüler innerhalb des Unterrichtes sehr stark förderte. Der Notenschnitt stieg schnell in einen Bereich, den die Klasse noch nicht erlebt hatte. Wir Drei, die in der neunten Klasse eine Eins hatten, hatten jetzt einmal eine Drei, wir beiden anderen sogar eine Vier! Hieß das jetzt etwa, dass wir keine Ahnung von Mathe hatten? Nein, es fehlte die Forderung. Wir haben uns bei den Arbeiten nicht konzentriert, weil alles drei-, viermal durchgekaut wurde, wir es aber schon nach dem ersten Mal kapiert hatten. Da wurde von uns in der Arbeit die Aufgabenstellung gar nicht mehr richtig gelesen, das eigene Ergebnis nicht überprüft, und so schlichen sich jede Menge Fehler ein.
Die Lehrmethoden der einzelnen Lehrer sind zu unterschiedlich, um objektive Ergebnisse der tatsächlichen Leistungsfähigkeit abbilden zu können. Im Umkehrschluss sage ich aber nicht, dass die Noten abgeschafft werden sollen, sondern dass die Lehrerausbildung verbessert werden muss.

Ganz wichtig ist das Elternhaus. Ich schrieb schon etwas von „Stärken fördern“. Beurteilen sie Kinder nicht nach ihren Schwächen, bestrafen sie sie nicht für schlechte Zensuren. Loben sie sie für gute Noten, denken sie daran, dass auch ausreichend noch AUSREICHT. Versuchen sie, mit den Lehrern und dem Kind herauszufinden, warum es manchmal eben nicht ausreicht. Die Tatsache, dass es in jedem Fach auch lernschwächere Kinder gibt, die es dennoch zumindest mit „Ausreichend“ schaffen zeigt meines Erachtens, dass jedes Fach für jeden Schüler prinzipiell schaffbar ist. Gehen sie davon aus, dass ein Kind nicht freiwillig mit einem „Mangelhaft“ oder schlechter ankommt, selbst wenn es so tut, als wäre es ihm egal. Es gibt viele Ursachen, unter anderem auch tatsächliche Lernschwächen, die nur mit liebevoller Unterstützung in der Regel zumindest soweit egalisiert werden können, dass eine bessere Note herauskommt, eine Note, über die sich das Kind freuen kann, selbst wenn es nur eine „Vier“ ist, weil sie sich mit ihrem Kind darüber freuen(!). Weil sie dann nicht verlangen „Aber nächstes Jahr muss es mindestens eine Drei werden!“, sondern zufrieden sind.

Ich habe selbst fünf teilweise schon erwachsene Kinder. Mit dieser „Taktik“ erreiche ich manchmal selbst für mich ganz erstaunliche Ergebnisse, die aus dem Kind einen selbstbewussten Erwachsenen machen, weil er seine Stärken kennt, weiß wo seine Schwächen liegen, und auch, wie er diese ausgleichen kann.

Nicht jedes Kind muss studieren. Es gibt, das ist (nicht nur) meine Überzeugung, unterschiedliche Intelligenz. Und das menschliche Zusammenleben benötigt diese Unterschiede. Nur weil jemand in der Schule nicht so gut war, kann er z. B. ein guter Maurer werden. Und was würden alle noch so intelligenten Bauingenieure machen, wenn es die Maurer nicht gäbe, die das bauen, was sie sich ausdenken? Ich für meinen Teil kann nur sagen, ich bewundere, wie schnell und gerade die Maurer die Wände eines Hauses hochziehen, noch mehr, wie durch das Verputzen eine ebene und gleichmäßig strukturierte Oberfläche entsteht. Ich könnte das nicht!

Wenn ihr Kind also lieber mit Holz arbeitet als Mathe zu lernen, dann gehen sie mit ihm in den Wald, schenken sie ihm eine Säge, fördern sie sein Interesse. Und wenn es irgendwann dann lieber Geschichtsbücher studiert, ist es auch in Ordnung. Nehmen sie ihr Kind ernst, und es wird einsehen, dass es nicht wichtig ist ein Mathegenie zu werden, es wird der Druck von ihm abfallen und die Einsicht einkehren, dass es ganz ohne Mathe aber auch nicht geht, z. B. wenn man aus dem Holz etwas zusammenbauen will. Dann fällt auch das Mathelernen leichter.

Fazit

Ich halte das Elternhaus für die wichtigste Komponente in der Notengebung. Sicher gibt es strukturelle Schwächen, die vom Gesetzgeber aus verbessert werden sollten. Aber ein Elternhaus mit Verständnis für´s Kind, welches die Stärken des Kindes fördert, auch an seinen eigenen Ehrgeiz appelliert, welches die Schwächen des Kindes akzeptiert und ihm die notwendige Unterstützung gewährt, diese Eltern legen den Grundstein für ein erfüllteres Leben ihres Kindes.

Hierarchie im Betrieb: Höher = Besser?

Ich möchte vorausschicken, dass ich selber mehrere Firmen u. a. in der Baubranche (habe auch mal Bauwesen studiert) geleitet habe und als Unternehmensberater mit Existenzgründern, mittelständischen Betrieben und Konzernen mit Milliarden-Umsätzen zusammengearbeitet habe. Damit möchte ich nicht angeben, sondern nur verdeutlichen, dass ich weiß, wovon ich schreibe. Ich habe im Laufe der Jahre viele Menschen in allen Ebenen der Betriebshierarchie kennen gelernt und fühlte mich mit den Menschen gemeinsam am Fließband genauso verbunden, wie mit den Geschäftsführern der großen Konzerne.

Leider sind mir auch viele Probleme in der Zusammenarbeit von Abteilungen untereinander begegnet, noch mehr aber Unstimmigkeiten zwischen den „einfachen“ Arbeitern und „denen da oben“. Eben schrieb ich „fühlte mich mit den Menschen gemeinsam am Fließband genauso verbunden“ – sie haben richtig gelesen. Denn um einen Betrieb beurteilen zu können, um zu sehen wo die Schwachstellen sind, um die innere Struktur zu begreifen – nicht nur die theoretische, sondern die gelebte – ist es meines Erachtens unerlässlich, mit denen zu sprechen, die alltäglich an den Maschinen arbeiten, die mit ihrem körperlichen Einsatz, ihrem Schweiß die Produkte herstellen. Oder die tagtäglich im Verkauf den Kunden Rede und Antwort stehen, Regale einräumen, Waren auszeichnen und was sonst noch so verlangt wird. Natürlich auch die, die vom Büro aus Abläufe steuern, die Buchhaltung machen und Briefe tippen. Was liegt also näher, als in einem zu beratenden Betrieb erst einmal ein paar Tage – anonym – mitzuarbeiten. Nein, nicht um hinterher sagen zu können, wer gefeuert werden soll, nicht um die Kollegen anzuschwärzen oder ihre Arbeit schlechtzureden, im Gegenteil, um zu erfahren, wo der Schuh drückt, wie die Stimmung im Betrieb ist, wo es Reibungspunkte gibt. Außerdem lerne ich so etwas über die Produkte oder Dienstleistungen und kann die Arbeit gerechter beurteilen.

Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass in vielen Betrieben die Stimmung „an der Basis“ nicht mit dem übereinstimmt, was die oberste Führungsriege meint zu wissen. Unzufriedenheit wird im mittleren Management viel zu oft nach unten weitergeleitet. Es wird Druck gemacht, es wird mehr Leistung gefordert, ohne Ursachen für Probleme wirklich zu bekämpfen. Viele Probleme werden gar nicht „nach oben“ gemeldet. So können ganze Konzerne in die Krise geraten oder sogar zum Absturz gebracht werden.
Es sind nicht nur die Zahlen, die einen Betrieb ausmachen. Es sind noch viel mehr die Menschen (Stoff im ersten Semester BWL). Nur weil einer eine höheren Schulabschluss, ein Diplom, Master oder Doktortitel hat, ist er im Betrieb menschlich gesehen nicht mehr wert als der Staplerfahrer ohne Hauptschulabschluss und ohne Ausbildung.

Ein Betrieb ist wie ein großes Uhrwerk. Ein paar große Räder, einige mittlerer Größe und viele kleine Räder sind notwendig, damit die Uhr immer genau die richtige Uhrzeit anzeigt, damit die Glocken immer pünktlich und in richtiger Anzahl schlagen. Ob man das größte oder das kleinste Rad herausnimmt, ist egal, das Ergebnis ist das Gleiche: Die Uhr läuft nicht mehr. Was ist der Ingenieur, der Betriebswirt, der Chef ohne die Menschen, die jeden Tag für ihn arbeiten?

Als ich eine Baufirma leitete, führte ich eine neue Technik ein, Wände zu mauern. Die neuartigen Steine wurden auf die Baustelle geliefert und die Maurer vor Ort wussten damit erst mal nicht allzu viel anzufangen. Neue Werkzeuge und unbekannter Mörtel verunsicherten sie natürlich. Ich hätte ihnen einen Plan geben können, eine Beschreibung, wie diese Steine richtig gesetzt werden. Aber das war nicht meine Art. An dem Tag hatte ich nicht den (damals noch) obligatorischen Anzug an. Wir hievten einige Steine auf das Kellerfundament, ich mischte im Kübel etwas von dem Mörtel an und setzte eine Ecke aus den Steinen, bemühte mich dabei so gut es ging verständlich zu machen, worauf es ankommt, um ein gutes Sichtmauerwerk in viel kürzerer Zeit als bisher zu erstellen. Ich musste aufpassen, nicht zu viel vom Ingenieur-Fachchinesisch einzubauen. Wenn die Maurer etwas nicht sofort verstanden, fragten sie nach. Auch kritische Fragen kamen, es gab nicht die häufig in Betrieben vorhandene Schranke, es existierte in dem Moment keine Hemmschwelle, keine Angst, was ich wohl angesichts der ein oder anderen Frage denken würde, ob ich den Mitarbeiter zurechtweisen würde. Es lag mir auch fern, irgendjemand bloßzustellen, als „dumm“ zu erkennen oder sogar bloßzustellen. Im Gegenteil, ich schätzte die Arbeit meiner Mitarbeiter, kannte meine Fähigkeiten und Schwächen und tat es ihnen, nachdem die kleine Mauerecke stand, mit einer lachenden Aussage kund:

„So – und nun dürft ihr weitermauern. Ich weiß ganz genau, dass ihr das viel schneller und auch viel gerader könnt als ich!“ Ich strich dabei über eine etwas unebene Stelle.
„Wenn es jetzt, gerade beim ersten Mal, noch nicht so klappt, etwas länger dauert, oder noch nicht so exakt ist, das macht nichts, dann werden die Wände eben noch verputzt.“

Nach einer Woche war ich stolz auf meine Leute, mindestens so stolz, wie sie zu Recht selber auf sich waren. In der Zeit, die ich erst für zukünftige Bauten kalkuliert hatte, stand der Keller mit Wänden so gerade und glatt, dass ich problemlos überall eine Latte anhalten konnte ohne nennenswerte Lücken zu finden, so dass kein Putz notwendig war. Übrigens, normalerweise habe ich meine Mitarbeiter gesiezt, aber in solchen Momenten ist das „Du“ verbindend, standen wir für eine Zeit auf einer Ebene, war ich nicht „der von da oben“. Meiner Autorität als Chef, die auch notwendig ist, hat das nicht geschadet. Im Gegenteil, ich wurde auch dann respektiert, wenn ich Kritik üben musste, war auch dann noch beliebt, wenn ich mich (selten) mal im Ton vergriff, mich dafür später erst entschuldigte.

Was wäre ich gewesen, wenn ich nicht die Maurer gehabt hätte, die Tag für Tag bei jedem Wetter sich den Buckel krumm geschuftet haben, für unsere Kunden, für meine Ideen, die ich zu Papier gebracht hatte. Ich bin diesen Menschen dankbar. Ich bin nicht „besser“, weil ich tolle Pläne zeichnen kann, weil ich einen Betrieb aufbauen und leiten kann, weil meine Intelligenz, gemessen in IQ-Werten, vielleicht höher ist. Nein – ich habe nur andere Aufgaben. Ich traue es mir auch nicht zu, so wie der Maurer jeden Tag auf der Baustelle Steine zu wuchten und bin froh, dass es diese Menschen gibt, die es sich nicht zutrauen die ganze Planungsarbeit zu erledigen. Ich respektiere sie, und daher respektieren sie auch mich.

Merken sie was? Wenn Führungsebene und Basis einen direkten Kontakt haben, auch wenn er nur kurz ist, wenn man selbst mal Hand mit anlegt und zugibt, dass man froh ist, Mitarbeiter zu haben, die das alltäglich machen – und in der Regel auch besser können, dann sind die Mitarbeiter motivierter, haben mehr Spaß an der Arbeit, identifizieren sich mit der Geschäftsleitung. Die Arbeitsleistung wird automatisch besser.
Ich schreibe bewusst „identifizieren sich mit der Geschäftsleitung“. Es ist ein Unterschied, ob sie sich nur mit dem Betrieb oder auch mit der Geschäftsleitung, mit den Vorgesetzten identifizieren, genauso wie die Führungskräfte sich ehrlich mit den Mitarbeitern identifizieren müssen. Denn nur dann entsteht das Vertrauensverhältnis, welches so wichtig für jeden Betrieb ist, der langfristig bestehen will.

Diese menschliche Bindung ist meines Erachtens der wichtigste Schlüssel zu mehr Erfolg.

Also ich jetzt auch

Soooooo viele Blogs gibt es inzwischen. Unüberschaubar die Anzahl, noch unüberschaubarer die Themen und undurchdringlich die Inhalte. Ein Urwald, bestehend aus professionellen Journalisten, Unternehmen, die ihre Produkte präsentieren, selbst ernannten Wortkünstlern und all denjenigen, die etwas glauben sagen (respektive schreiben) zu müssen.

Egal welche Meinung man zu einem Thema hat. Jeder findet seine Meinung in irgendwelchen Blogs bestätigt. Mit steht es nicht zu, manche Themen und manche Meinung als abstrus zu bezeichnen, denn schließlich darf jeder schreiben, was er möchte.

Halt! Nicht alles! Beleidigungen, Verleumdungen, Hassbotschaften sind sinnvollerweise verboten und gehören nicht zum Repertoire eines seriösen Bloggers (ja – es soll auch unseriöse Blogger geben). Nicht mal ernsthaft solche Dinge denken sollte man am besten – auch wenn es, das gebe ich zu – ab und zu schon mal schwer fällt.
Auf jeden Fall wirst Du solche Inhalte hier nicht finden. Und wer meint, solche Kommentare verfassen zu müssen, darf sich nicht wundern, wenn sie nicht zu lesen sind, muss im Ernstfall sogar mit einer Anzeige rechnen.

Soooooo – nun bin ich also auch dabei. Warum? Das weiß ich eigentlich auch nicht so recht. Aber es überkam mich einfach so mit dem ersten noch nicht sichtbaren kleinen Pflänzchen meiner beginnenden Karriere als Schriftsteller. Klingt hochtrabend. Mag sein. Aber manchmal gibt es Dinge, die mir auf der Seele brennen, juckt es mich in den Fingern meinen Sermon (laut Google: Predigt, „langweiliges Geschwätz“) zu manchen Themen zu schreiben, meine unwichtige Meinung kundzutun.

Was kannst Du von mir erwarten?

Nichts.

Zumindest solltest Du nichts erwarten, denn ich garantiere keine Beiträge in bestimmten zeitlichen Intervallen. Ich garantiere keine Themen. Ich garantiere nicht einmal meine Meinung. Denn letztere unterzieht sich einem stetigen Wandel. Mal wird sie gefestigter, mal ändert sie sich. Denn ich lerne jeden Tag dazu, auch, dass ich manchmal selbst mit wohldurchdachten Ansichten völlig daneben liege.

Soooooo – wenn Du jetzt der Ansicht bist, dass das alles ziemlich philosophisch klingt, dann hast Du ziemlich recht, zumindest so recht, wie man es aus philosophischer Sicht haben kann. Und um Dir ein klein wenig aus meinem Gedankenfundus zu verraten:
Meine Gedanken drehen sich besonders häufig um die Sozialisation der Menschheit, m.E. das Zeichen der Zivilisation. Besonders am Herzen liegt mir als – welch ein Wunder – freiwillig fünffachem Vater – die Erziehung, oder besser gesagt, die Vorbereitung der Kinder auf ein Leben in sorgfältiger Abstimmung zwischen Selbstverwirklichung und Sozialkompetenz. Aber dazu vielleicht später mal mehr.
Wichtig sind mir auch Themen aus Politik, Wirtschaft, Kirche, Umwelt sowie Psychologie und Real-Philosophie.
Aber erwarte keine Verschwörungstheorien hier. Erwarte eher das Unerwartete, denn ich sehe in Politikern z.B. keine Monster, sondern Menschen mit Stärken und Schwächen, kenne einige Menschen der Kategorie „Big Boss“ auch persönlich und nehme kein Blatt vor den Mund, wenn ich sehe, wie manche mit Hilfe der erreichten machtvollen Position ihre narzisstischen Phantasien ausleben – weiß aber auch, dass viele dieser Menschen lieber die stillen Chefs sind, die sich freuen, wenn die Mitarbeiter zufrieden sind, weil dann die Produktivität automatisch höher ist, die Qualität besser – und damit ihr eigener Posten sicherer. Als Unternehmensberater konnte ich da gute Erfahrungen sammeln, aber ganz und gar nicht dem allgemeinem Bild des Stellen abbauenden, nur Zahlen orientierten und sowieso alles besser wissenden Schlipsträgers entsprechen. Ok, einen Schlips trage ich auch manchmal, sogar ganz gerne. Ich hoffe, dass mir das verziehen werden kann. Und erfolgreich waren meine Beratungen auch – nur gingen in der Regel keine Stellen verloren.

Natürlich werde ich in meinem Blog auch meine eigenen literarischen in Buchform gegossenen Ergüsse vorstellen. Das kommt aber nicht so oft vor, da ich kein Akkordschreiber bin. Obwohl ich meine Tätigkeit als Berater stark reduziert habe, gibt es für mich auch noch andere Hobbies. Aber das ist jetzt gerade unwichtig.

Quintessenz der vorstehenden gut 600 Worte:

Ich blogge jetzt auch. Auch wenn es (noch) keiner liest 😉

Und damit für heute Tschüss,

Reti Reu